Vestibuläre Tests verständlich erklärt

Man zeigt auf Gleichgewichtsorgan

 

Aktualisiert am:
Autor: Maximilian Bauer, Hörakustikmeister, MSc. Clinical Audiology

 

Die Vorstellung, dass das eigene Gleichgewichtssystem „getestet“ wird, verunsichert viele Patienten. Umso wichtiger ist es, diese Untersuchungen verständlich zu erklären. Denn wer weiß, was einen erwartet, geht entspannter zur Diagnostik – und versteht die Ergebnisse besser.

Welche vestibulären Tests gibt es?

In spezialisierten HNO-Praxen oder Kliniken können verschiedene Tests durchgeführt werden, um den Gleichgewichtssinn zu überprüfen. Dabei wird meist geprüft, wie gut die Bogengänge, das Vorhoforgan und deren Verarbeitung im Gehirn funktionieren.

1. vHIT (video-kopfimpulstest)

Mit einer Kamera-Brille werden schnelle Kopfbewegungen analysiert. Der Test prüft, ob die Bogengänge in Echtzeit korrekt reagieren. Bei Störungen weichen die Augen nach.

2. Kalorik-Test

Ins Ohr wird warme oder kalte Luft (oder Wasser) eingebracht. Durch die Temperaturreize wird der Gleichgewichtsnerv stimuliert – eine Reaktion des Auges (Nystagmus) zeigt, ob das Vestibularorgan korrekt funktioniert.

3. VEMP (Vestibulär evozierte myogene Potenziale)

Diese Untersuchung prüft über Nacken- oder Augenmuskeln, wie gut bestimmte Rezeptoren im Gleichgewichtsorgan funktionieren. Es gibt zwei Varianten:

  • cVEMP: misst die Funktion des Sacculus über den Halsmuskel (SCM)
  • oVEMP: misst die Funktion des Utriculus über die Augenmuskulatur

4. SVV (Subjektives Visuelles Vertikal)

Hier wird getestet, ob die Person noch korrekt „senkrecht“ wahrnimmt. Eine verschobene Einschätzung kann Hinweise auf zentrale oder periphere Gleichgewichtsstörungen geben.

5. Posturographie

Ein computergestützter Test, bei dem man auf einer Plattform steht. Verschiedene Sinneseindrücke werden manipuliert (z. B. geschlossene Augen, bewegliche Unterlage), um die Balancefähigkeit zu bewerten.

Besonderheit: Keine dieser Methoden tut weh – aber manche können kurzzeitig Schwindel oder Übelkeit auslösen. Das ist normal und klingt schnell wieder ab.

Was sagen die Testergebnisse aus?

Ein einzelner Test reicht selten für eine Diagnose. Erst das Zusammenspiel der Befunde ergibt ein klares Bild – etwa bei Morbus Menière, Vestibularis-Neuritis oder funktionellem Schwindel.

  • vHIT: zeigt schnelle Defizite der Bogengänge
  • Kalorik: ergänzt vHIT mit langsameren Reizen
  • VEMP: deckt otolithäre Störungen auf
  • SVV: zeigt zentrale Verarbeitungsprobleme
  • Posturographie: bewertet die Balance als Ganzes
Empfehlung: Notieren Sie sich vor dem Termin Ihre Symptome, deren Auslöser und Dauer. Das hilft dem Arzt, die passenden Tests zu wählen – und erhöht die Aussagekraft der Ergebnisse.

Fazit

Vestibuläre Tests sind wichtige Instrumente der modernen Schwindeldiagnostik. Sie wirken technisch – sind aber meist gut auszuhalten und hoch aussagekräftig. Wer den Ablauf kennt, geht gelassener in die Untersuchung und kann die Ergebnisse besser einordnen.

Hinweis: Weiterführende Infos finden Sie in unseren Artikeln zu Morbus Menière, Vestibularis-Neuritis und dem Gleichgewichtsorgan.

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