Pädakustik ist nicht einfach kleine Hörakustik – sondern ein ganz eigenes System

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Autor: Maximilian Bauer, Hörakustikmeister, MSc. Clinical Audiology

Pädakustik ist nicht einfach kleine Hörakustik – sondern ein ganz eigenes System

Viele denken: Ein Hörgerät ist ein Hörgerät. Nur bei Kindern eben kleiner. Doch genau das ist ein Irrtum – mit Folgen.

Die kindliche Hörsystemversorgung unterscheidet sich in nahezu jedem Punkt von der Erwachsenenversorgung. Von der Anpassformel über die Technik bis hin zur Nachsorge gelten teils völlig andere Anforderungen – medizinisch wie systemisch.

Kinderversorgung folgt anderen medizinischen Leitlinien

Was bedeutet das konkret?

Während Erwachsene nach Hörprofil und Lebensstil versorgt werden, steht bei Kindern die Sprachentwicklung und neuroplastische Unterstützung im Vordergrund. Die AAA Pediatric Guidelines (2013) fordern objektive Verfahren wie RECD (Real-Ear-to-Coupler-Difference), kindgerechte Anpassformeln wie DSL v5.0 (Desired Sensation Level) und eine engmaschige Nachsorge.

Wichtig ist nicht nur die Technik – sondern die Begleitung durch Eltern, Schule und Fachkräfte. Pädakustik ist immer auch pädagogisch und präventiv.

Merksatz: Kinder bekommen keine „kleineren Hörgeräte“ – sie bekommen andere, neurobiologisch begründete Versorgungssysteme.

Auch die Kasse rechnet anders – aus gutem Grund

Keine festen Laufzeiten – sondern medizinische Begründung

Für Erwachsene gilt meist eine gesetzliche Mindestnutzungsdauer von sechs Jahren. Bei Kindern ist diese Einschränkung nicht vorgesehen. Stattdessen entscheidet die medizinische Notwendigkeit.

In der Praxis zeigt sich: Viele Kinder erhalten bereits nach drei bis vier Jahren neue Hörgeräte – etwa weil der Gehörgang wächst, sich die Hörkurve verändert oder ein schulischer Bedarf (z. B. FM-System) entsteht. Die Krankenkassen tragen diese frühere Versorgung in der Regel mit.

Wussten Sie? Eine neue Hörgeräteversorgung für Kinder ist nicht an feste Zeiträume gebunden – sondern an Wachstum, Sprachentwicklung und Schulbedarf.

Technik mit Schutzfunktion – nicht nur kleiner

Warum Pädakustik-Technologie speziell gedacht ist

Kinderhörsysteme müssen mehr leisten: stoßfester, versiegelbar, visuell überprüfbar. Features wie Tamperproof-Funktionen, LED-Anzeigen oder kindgerechte FM-Schnittstellen gehören zur Grundausstattung – und werden im Alltag auch gebraucht.

Ein Pädakustiker trägt hier weit mehr Verantwortung als nur für die Anpassung. Es geht um Kommunikation, Teilhabe und Entwicklung.

Weiterführende Analyse: Der Systemvergleich

Vertiefung: Den vollständigen Vergleich von Pädakustik und Erwachsenenversorgung – inklusive AAA-Guidelines und AOK-Verträgen – finden Sie hier in unserem Experten-Hub.
Illustration: Kind mit buntem Hörgerät neben Erwachsenem mit dezentem Hörsystem
Kinderversorgung und Erwachsenenversorgung unterscheiden sich nicht nur äußerlich – sondern systemisch.
Fazit: Kinder und Erwachsene benötigen unterschiedliche Hörsysteme – nicht, weil sie anders hören, sondern weil sie sich unterschiedlich entwickeln.

Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und ersetzt keine individuelle Beratung. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an einen Pädakustiker Ihres Vertrauens.