Pädakustik – Kindliches Hören verstehen und gezielt versorgen

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Autor: Maximilian Bauer, Hörakustikmeister, MSc. Clinical Audiology
Aktualisiert am: 04. Oktober 2025

Ein normales Hörscreening bedeutet nicht automatisch, dass ein Kind auch wirklich gut hört. Viele Eltern merken früh: Mein Kind hört mich, aber versteht mich nicht. Oder: Es wirkt schnell überfordert, wenn mehrere Stimmen sprechen.

Die Pädakustik ist der spezialisierte Bereich der Hörakustik, der sich gezielt mit der Versorgung von Kindern beschäftigt – nicht nur bei offensichtlicher Schwerhörigkeit, sondern auch bei komplexeren zentralen Hörverarbeitungsstörungen.

Ursachen kindlicher Hörstörungen

Die Gründe für kindliche Hörprobleme sind vielfältig. Sie lassen sich grob in drei Gruppen einteilen:

1. Genetische Ursachen

Rund 50–60 % aller dauerhaften kindlichen Schwerhörigkeiten sind genetisch bedingt. Diese Formen werden entweder autosomal-rezessiv oder autosomal-dominant vererbt. Auch syndromale Formen wie das Usher- oder Pendred-Syndrom zählen dazu.

2. Erworbene Ursachen

Dazu gehören Komplikationen während Schwangerschaft oder Geburt, Infektionen (z. B. CMV), Lärmtraumata, ototoxische Medikamente oder chronische Mittelohrentzündungen. Auch ein verzögertes Sprachverstehen nach Paukenergüssen ist in vielen Fällen Teil dieses Spektrums.

3. Unklare oder zentrale Ursachen

Manche Kinder fallen durch AVWS-typische Symptome auf, obwohl kein peripherer Hörverlust vorliegt. Die zentrale Verarbeitung ist gestört – das Gehirn verarbeitet akustische Reize nicht zuverlässig. Auch das ist Aufgabe der Pädakustik.

Gut zu wissen:
Ein unauffälliger Hörtest in der Schule oder beim Kinderarzt kann zentrale Hörstörungen nicht ausschließen. Pädakustiker mit Zusatzausbildung können hier weiterhelfen.

Versorgung: Leitlinien? Fehlanzeige!

In Deutschland gibt es bislang keine eigene pädakustische Leitlinie. Selbst die S2k-Leitlinie „Periphere Hörstörungen im Kindesalter“ ist unter Hörakustikern kaum bekannt. Die praktische Versorgung wird deshalb hauptsächlich über die Verträge mit den Krankenkassen geregelt – etwa durch den Versorgungsvertrag der AOK.

Hinweis:
Die britischen und amerikanischen Leitlinien (BAA, AAA) sind deutlich klarer geregelt und könnten auch für den deutschen Raum als Orientierungshilfe dienen. In der Praxis aber dominieren Einzelentscheidungen der Akustiker und Kliniken.

Was Pädakustik ausmacht

  • Kindgerechte Diagnostik mit altersangepassten Verfahren (BOA, VRA, Spielaudiometrie)
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Pädiatern, Logopäden, SPZs und Frühförderstellen
  • Elternberatung als zentraler Bestandteil der Versorgung
  • Frühzeitige Anbindung an mögliche CI-Zentren
  • Spezialisierte Hörtrainingsprogramme für Kinder mit AVWS

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Letzte Aktualisierung: 04. Oktober 2025

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