Musik und Hören

Musik und Hören – zwischen Genuss, Belastung und Hörtechnik

Musik bewegt. Sie motiviert, entspannt, berührt – und fordert unser Gehör auf ganz besondere Weise. Für Menschen mit Hörminderung, aber auch für Musikerinnen und Musikliebhaber, stellt sich jedoch zunehmend die Frage: Wie viel Musik ist gesund? Und was bedeutet Musikhören im Zeitalter von In-Ear-Kopfhörern und Hörsystemen?

Wie verarbeitet unser Gehör Musik?


Musik besteht nicht nur aus Tönen. Sie setzt sich zusammen aus Frequenzen, Intensitäten, Rhythmen, Pausen und Klangfarben – all das muss unser Hörsystem in Echtzeit entschlüsseln.

  • Die Cochlea differenziert Frequenzanteile und wandelt sie über Haarzellen in Nervenimpulse um
  • Der Hörnerv leitet die Signale ins Gehirn
  • In den zentralen Hörzentren entsteht aus Schallinformation das, was wir als Musik wahrnehmen

Gerade bei Musik ist die feinmotorische Zeitauflösung, das Tonhöhenhören und die Dynamikverarbeitung besonders anspruchsvoll – und störanfällig.

Musik mit Hörminderung – was verändert sich?


Bei einem sensorineuralen Hörverlust gehen oft hohe Frequenzen und feine Dynamikanteile verloren. Das bedeutet: Musik wird dumpfer, verzerrter, weniger detailreich wahrgenommen – selbst wenn Sprache noch gut verständlich ist.

Hörgeräte können Musik nur eingeschränkt „übersetzen“: Sie verstärken zwar, aber ersetzen keine natürliche Feinanalyse. Hinzu kommt, dass viele Hörsysteme ursprünglich für Sprache optimiert wurden – mit aktiver Störlärmreduktion und Kompression, die Musik verfälschen kann.

Musikprogramme in Hörsystemen – was leisten sie?


Viele moderne Hörgeräte bieten spezielle Musikprogramme, bei denen:

  • die Kompression reduziert wird (mehr Dynamik bleibt erhalten)
  • Rückkopplungs- und Störlärmfilter deaktiviert oder entschärft sind
  • in manchen Fällen direktes Streaming über Bluetooth möglich ist

Ein solches Programm sollte individuell angepasst und getestet werden – idealerweise mit echten Musikquellen, nicht nur Testtönen.

Wie laut darf Musik sein?


Musik wird selten als gefährlich wahrgenommen – doch genau das macht sie tückisch:

„Schädigende Pegel werden häufig nicht als gefährlich empfunden, weil Musik als angenehm erlebt wird – auch dann, wenn die Belastung bereits im kritischen Bereich liegt.“
(DGUV, 2018)
Schon ab 85 dB(A) steigt das Risiko für dauerhafte Hörschäden – besonders bei langer Expositionszeit. Bei 100 dB (z. B. in Clubs oder bei Konzerten) kann eine halbe Stunde täglich bereits zu messbaren Schäden führen.

Musiker im Risiko – unterschätzte Belastung


Insbesondere Berufsmusiker sind gefährdet, ihr Gehör langfristig zu schädigen. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung betont:

„Musik ist nicht grundsätzlich harmlos. Wer Musik macht oder konsumiert, kann sich Pegeln aussetzen, die langfristig das Gehör schädigen.“
(DGUV, 2018)


Spezielle Gehörschutzsysteme für Musiker (z. B. linear dämpfende Filter oder individuell angepasste Ohrpassstücke) können helfen, das Risiko zu reduzieren – ohne das Musikerlebnis zu zerstören.

Tipps für sicheres Musikhören

  • Maximale Lautstärke bei In-Ears: nicht dauerhaft über 60–70 %
  • Regelmäßige Hörpausen einlegen
  • Bei Konzerten: angepasster Gehörschutz
  • Musik nicht als „Hintergrund“ dauerhaft laufen lassen
  • Hörtest machen – auch bei jungen Menschen, die häufig Musik hören


Fazit


Musik ist kein reiner Genuss – sie ist auch ein akustischer Stimulus, der unser Gehör herausfordert. Wer mit Hörminderung lebt oder oft lauter Musik ausgesetzt ist, sollte achtsam damit umgehen – und bewusst entscheiden, wie Musik klingen darf.

Denn gutes Hören bedeutet nicht nur, Sprache zu verstehen – sondern auch, Musik erleben zu können.

Quelle:
DGUV – Gehörschutz für Musiker

 

Newsletter

Mit einer Anmeldung für unseren kostenfreien Newsletter erhalten Sie regelmäßig aktuelle Informationen rund um unser Unternehmen. Zudem erhalten Sie kostenfrei den Downloadlink zur begehrten Hörakustiker-Checkliste.