Aktualisiert am: 02. Oktober 2025
Der folgende Artikel basiert auf unabhängiger audiologischer Einschätzung von Maximilian Bauer, Hörakustikmeister und MSc. Clinical Audiology.
Ein Cochlea-Implantat bleibt – aber bleibt es auch aktuell?
Ein Cochlea-Implantat ist eine Entscheidung fürs Leben. Bisher war die Sorge groß: Was, wenn die Software in 10 oder 20 Jahren hoffnungslos veraltet ist? Mit dem Nucleus Nexa verspricht Cochlear das erste updatefähige CI. Ist das wirklich die Zukunftssicherheit, die Patienten brauchen?
Was ist das Cochlear Nucleus Nexa – und was bedeutet „updatefähig“?
Das Nucleus Nexa System kombiniert den neuen Sprachprozessor Nucleus® 9 mit einem modifizierten Implantat (CI632 oder CI624), das über eine aktualisierbare Firmware verfügt. Das bedeutet: Bestimmte Funktionen und Stimulationsmuster im Implantat selbst können zukünftig softwareseitig verändert werden – ohne chirurgischen Eingriff.
Firmware-Update – einfach erklärt: Während normale Hörgeräte regelmäßig per App aktualisiert werden, war das bei CIs bislang nur für den Sprachprozessor möglich. Jetzt können auch bestimmte Steuerprozesse im implantierten Teil angepasst werden – vergleichbar mit einem BIOS-Update beim Computer. |
Warum ist ein updatefähiges CI für meine Zukunft so wichtig?
- Längere Nutzungsdauer: Die Investition schützen – ein Implantat muss nicht früher ersetzt werden, nur weil die Technik sich weiterentwickelt hat.
- Anschluss an die Forschung: Ihr Implantat lernt mit – zukünftige Stimulationsstrategien könnten nachgeliefert werden.
- Sicherheit und Korrektur: Nachbesserung ohne neue Operation – kleinere Probleme lassen sich softwareseitig beheben.
Realitäts-Check: Was die Updates nicht leisten können
Die Hardware bleibt, was sie ist: Anzahl der Elektroden, Platzierung im Innenohr, Leistungsgrenzen – all das ist bei der OP festgelegt. Auch die Rechenleistung im Implantat ist limitiert. Komplexe Signalverarbeitung bleibt weiterhin Sache des Sprachprozessors.
Die audiologische Perspektive: Was bedeutet ein Firmware-Update in der Praxis?
Bisher konnte der Audiologe nur den externen Prozessor konfigurieren – das Implantat selbst blieb unverändert. Mit Nexa verschiebt sich diese Grenze. Künftig könnte die Anpassung auch interne Parameter betreffen, etwa Stimulationsraten oder Filter im Implantat.
Wichtig: Solche Updates müssen klinisch validiert und dokumentiert sein. Anders als bei einem Smartphone sind Sicherheit, Rückverfolgbarkeit und Transparenz entscheidend. Audiologen fordern deshalb klare Standards – und Mitspracherecht bei der Freigabe neuer Firmware-Versionen.
Was Patienten jetzt beachten sollten
Bevor Sie sich für ein Implantat entscheiden, fragen Sie gezielt nach:
- Ist das Implantat updatefähig – oder nur der Prozessor?
- Welche Funktionen sind konkret für Updates vorgesehen?
- Wie läuft die Kontrolle, wer entscheidet über Updates?
Fazit: Fortschritt mit Augenmaß – was bleibt, was kommt
Das Cochlear Nucleus Nexa steht für einen Wandel: weg vom starren Implantat, hin zu einem mitwachsenden System. Die Idee dahinter ist richtig – aber die Umsetzung wird davon abhängen, wie offen und verantwortungsvoll damit umgegangen wird.
Mein Rat als Audiologe: Ein updatefähiges CI ist ein starkes Argument, aber nicht das einzige. Lassen Sie sich immer unabhängig zu allen Optionen (Cochlear, MED-EL, Advanced Bionics) beraten. Die Expertise Ihres Audiologen ist am Ende wichtiger als jedes Update.
🔗 Mehr technische Informationen zum Nucleus Nexa System bei Cochlear
Autor: Maximilian Bauer, Hörakustikmeister, MSc. Clinical Audiology
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